Kommunikations- und Definitionsdschungel

Nachdem wir jetzt erfahren haben, was Kommunikation eigentlich ist, möchte ich dennoch gerne noch die Begriffe Kommunikation, Digitale Kommunikation und Computergestützte Kommunikation voneinander abgrenzen und ich denke, das wird uns helfen, noch mehr „Licht ins Dunkel“ zu bringen.

 

Digitale Kommunikation

Rüdiger Grimm meint hierzu: “Digitale Kommunikation bedeutet zunächst Kommunikation mit Hilfe digitaler Medien” (Grimm, 2005, S. 1). Etwas mehr in die Tiefe gehend, bedeutet das, dass bei der digitalen Kommunikation die im letzten Post angesprochene Humankommunikation mittels “der neuen elektronischen Medien der Telekommunikation, darunter Telefon, Telefax, E-Mail, World Wide Web und andere Internetanwendungen” (Grimm, 2005, S. 93), stattfindet. Wer sich mehr für das Thema interessiert, der kann bei Anne noch mehr nachlesen. Sie betrachtet in ihren Ausführungen der digitalen Kommunikation, Aspekte wie  die personelle Nähe oder die Trennung von Menschen, durch welche selbige charakterisiert wird.

 

Computervermittelte Kommunikation

Innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) entstand im Jahre 1996 die Fachgruppe für „Computervermittelte öffentliche Kommunikation“, heute nur noch „Computervermittelte Kommunikation“ (CvK) definierte die computervermittelte Kommunikation als:

 

alle Formen der interpersonalen, gruppenbezogenen und öffentlichen Kommunikation, die offline oder online über Computer(netze) und digitale Endgeräte erfolgen. Derzeit dominieren dabei die über die technische Infrastruktur des Internets (TCP/IP) realisierten Kommunikationsmodi und Informationsdienste. Hinzu treten insbesondere Mobilfunknetze.“ (Schweiger&Beck, 2010, S. 8)

 

Obwohl heute immer noch aktuell, inkludierte die ursprüngliche Definition neben der Online-Kommunikation noch Offline-Vermittlungskanäle wie USB-Sticks, CD´s, Disketten, DVD usw. Schaut man sich nun den aktuellen Markt an, so wird schnell klar, dass bspw. neuere Computermodelle (Apple Mac Book Pro Retina) kaum mehr über ein CD-Laufwerk und nur noch über einige wenige USB Anschlüsse verfügen. Das liegt vor allem daran, dass die nötige Software auch anderweitig installiert werden kann und physische Offline-Kanäle, wie USB-Sticks damit überflüssig macht. Auch für den Transport und die Aufbewahrung von Informationen werden mit Clouds, Dropbox oder googleDrive eher digitale Speicherorte gewählt. Musik kann überall und jederorts über digitale Streamingdienste konsumiert werden. Die Definition müsste also um die Reduzierung der Offline-Medien aktualisiert werden.

 

Online-Kommunikation

Genau aus diesem Grund einigen sich Schweiger&Beck (2010, S. 9) in ihrem aktuellen Buch auch auf den Begriff Online-Kommunikation, da dieser „nicht nur ´handlicher´, sondern auch gut begründbar ist“. Er deckt sich mit dem der computervermittelten Organisation, wobei er die Offline-Medien außen vor lässt.

In meinen eigenen Ausführungen werde ich mich daher immer wieder auf den Begriff Online-Kommunikation beziehen, die bereits erläuterten Definitionen immer im Blick.

Für mich persönlich ist es trotz aller Definitionsversuche schwierig die Begrifft voneinander abzugrenzen, weil die Übergänge oft fließend sind und Online-Kommunikation und digitale Kommunikation in der Praxis oft Hand in Hand gehen. Da ich ein sehr visueller Mensch bin, möchte ich an dieser Stelle auch noch auf Annes Beitrag aufmerksam machen. Sie hat versucht, die Begriffe tabellarisch und damit auch visuell voneinander abzugrenzen.

 

Die Kommunikation hat sich verändert.

Über die letzten Jahre ist ein klarer Trend in der Mediennutzung in Richtung Internet zu beobachten. Von „Zeitungssterben“ und „Fernsehen als Nebenbeimedium“ ist mittlerweile die Rede. Schaut man auf die aktuelle ARD und ZDF Onlinestudie, so zeigt sich, dass die Deutschen täglich 169 min im Internet verbringen. Damit ist die Internet-Nutzungsdauer so hoch wie nie zuvor. Dies entspricht einem Anstieg von 36 min im Vergleich zum Vorjahr. Ursachen hierfür liegen vor allem in einem höheren Abverkauf von mobilen Endgeräten, mit denen Inhalte nun auch Zeit-und Ortsunabhängig konsumiert werden können (ARD/ZDF -Onlinestudie, 2013). Die 14-29 jährigen verbringen bereits heute mehr Zeit im Netz als mit Fernsehschauen (siehe Grafik 1).

 

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Grafik 1 – ARD/ZDF Onlinestudie 2013

 

Interessant ist aber auch die Art der Nutzung. Auch hier zeigt die ARD/ZDF Onlinestudie-das die Nutzung der Web 2.0-Anwendungen in den vergangenen Jahren stetig zugenommen hat (Grafik 2). Aber was ist genau das Social Web bzw. Web 2.0 und wo liegen die Unterschiede zum Web 1.0?

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Grafik 2 – ARD/ZDF Onlinestudie 2013

 

Web 2.0. Mitmach-Web.

Hass, Walsh & Kilian meinen hierzu, „das Web 2.0 definiert sich nicht als technologische Innovation, es beschreibt vielmehr eine neue Verhaltensweise der Internetnutzer: Die bisherige eindimensionale Kommunikation im Internet hat sich aufgelöst, Nutzer generieren heute eigenständig Inhalte und treten in direkten Dialog mit ihrer Umwelt und den Unternehmen“ (Hass, Walsh & Kilian, 2008, S. 145). Das Web 2.0 charakterisiert sich also stark durch seinen Beteiligungscharakter und ist daher auch als Mitmach-Web bekannt. Diese Partizipation der Nutzer, macht Kanäle wie You-Tube auch für die Werbeindustrie interessant.

Zusammen mit der Veränderung des Web 1.0 hin zum Web 2.0 erfolgte auch eine neue Definition des Internetnutzers. War das Internet früher dafür da, passiv Informationen an den Nutzer weiterzugeben, so ist der Nutzer heute nicht nur Konsument, sondern wird gleichzeitig zum Produzent von Content (Hass, Walsh & Kilian, 2008). Auf Portalen wie You-Tube, flickr, facebook usw. hat der Nutzer die Möglichkeit selbst Content zu erzeugen (sogenannter User-generated-Content) und wurde so in den vergangenen Jahren ganz selbstverständlich zum Prosument, einer Mixform aus Mediennutzendem Konsument und Medienerschaffenden Produzent. Kein Wunder also, dass das Mitmach-Web Blogger-Größen hervorbringt oder You-Tube Stars, wie es sie vorher noch nicht gab. You-Tuber wie die Lifestyle Vbloggerin Daaruum erfreuen sich mittlerweile größter Beliebtheit und haben bis zu 800.000 Fans. Mein Kommilitone Robert widmet sich übrigens ausgiebig diesem Phänomen (lest da doch direkt mal rein!).

 

Welche Anforderungen ergeben sich daraus für die Unternehmen?

Natürlich will jedes Unternehmen seine Zielgruppe primär an die eigene Plattform (z.B. Website) binden. Neue Entwicklungen des 2.0 geben den Unternehmen kreative Möglichkeiten, die sich sinnvoll in ihre Kommunikation integrieren lassen. Die Nutzer können z.B. durch Gewinnspiele animiert werden, sich mit ihren Ideen einzubringen. Auf diese Weise erweitern Unternehmen auf kostengünstige Art und Weise ihren ´kreativen Pool´ und geben dem Nutzer das Gefühl, Gehör zu finden. Es ist wichtig, mit dem Kunden in Dialog zu treten, im aufmerksam zuzuhören und ihn so langfristig an die eigene Marke zu binden. Hierin besteht wohl die größte Herausforderung (Hass, Walsh & Kilian, 2008). Hass, Walsh & Kilian geben folgende Handlungsempfehlung: „Die Inhalte und die Art der Vermittlung müssen relevant sein, dauerhaft auf Interesse beim Nutzer stoßen und seine Akzeptanz finden“ (2008, S. 177).

 

Unternehmen im Social Web

Obwohl laut einer aktuellen BITKOM-Studie von Oktober 2013, 78 % aller Internetnutzer in Sozialen Netzwerken angemeldet sind und ganze 67% diese aktiv (d.h. täglich) nutzen, kommt doch der Verdacht auf, dass es hier einige Unterschiede in der Altersstruktur gibt (Grafik Bitkom, 2013).

„Die Generation unter 30 nutzt die Netzwerke am Häufigsten. 89% der ´Digital Natives sind täglich in ihren Lieblingsnetzwerken aktiv“ (Bitkom, 2013). Ein weiterer, vor allem für E-commerce Unternehmen nicht uninteressanter Aspekt ist, dass Empfehlungsmarketing in Sozialen Netzwerken immer noch sehr gut funktioniert. Über die Hälfte der Netzwerker gaben an, das Empfehlungen von Freunden eine hohe Aufmerksamkeit bei ihnen erzeugt, bei der jüngeren Zielgruppen (14-29-jährigen) sind es sogar 62 %.

 

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Grafik Bitkom. Soziale Netzwerke (2013).

 

Dies deckt sich auch mit den Beobachtungen von Philipp Riederle. Der heute 18 Jährige startete mit 13 seinen eigenen You-Tube Kanal, indem er Gleichaltrigen die Funktionen des iPhone erklärte. Auch heute noch ist dieser Kanal einer der erfolgreichsten Deutschlands, aber eines hat sich geändert. Philipp, der mittlerweile sein erstes Buch über die Generation Y „Wer wir sind und was wir wollen“ geschrieben hat, berät zwischenzeitlich große Konzerne dabei, ihre Zielgruppe von morgen – die Digital Natives – kennenzulernen. Nur wer sich auf die veränderten Mediennutzungs- und Konsumwünsche der Generation Y einlässt, wird langfristig Erfolg haben. Das hat auch Philipp erkannt. Wie dieses Kommunikationsverhalten aussieht, seht ihr im Video.

 

 

Quellen:

ARD/ZDF-Onlinestudie (2013): abgerufen am 05.06.2014 von: http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/fileadmin/Onlinestudie/PDF/Eimeren_Frees.pdf

Grimm, Rüdiger (2005): Digitale Kommunikation. München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH.

Hass B., Walsh G. & Kilian T. (2008). Web 2.0 – Neue Perspektiven für Marketing und Medien. Heidelberg: Springer-Verlag Berlin.

Riederle, Philipp (2012) – Das Kommunikationsverhalten der Generation Y (25.01.2012) Abgerufen am 05. Juni 2014 von https://www.youtube.com/watch?v=zmDrfwg7G3U

Schweiger, W., & Beck, K. (Hrsg.) (2010). Handbuch Online-Kommunikaiton. Wiesbanden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

BITKOM. Soziale Netzwerke (2013). Abgerufen am 5.6.2014 von  http://www.bitkom.org/files/documents/SozialeNetzwerke_2013.pdf.

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9 Gedanken zu „Kommunikations- und Definitionsdschungel

  1. Wow, das ist ein wirklich sehr interessanter Blogpost! Ich find’s toll wie du die einzelnen Abschnitte miteinander inhaltlich verknüpft hast, Übergänge geschaffen hast und das wichtigste in Kürze zusammenfasst.
    Von Philipp Riederle habe ich zuvor noch nie was gehört. Aber er scheint ja ein richtiges Phänomen zu sein. Das Video ist super interessant. Den jungen mann muss ich mir mal genauer anschaun. 🙂
    LG

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    • Ich kann Victoria nur zustimmen, mir hat es tatsächlich Spaß bereitet, deinem Beitrag zu lesen, da du wirklich einen sehr schönen Schreibstil hast. Und dein Video am Ende bzw. der Bezug zu Philipp Riederle passt super, und fasst den Theorie -„kram“ noch einmal echt gut zusammen!

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      • suseschnuse sagt:

        Hey Anne,

        danke, das freut mich sehr zu hören. Ist wahnsinnig toll zu hören, dass dir mein Schreibstil gefällt, vor allem, da ich zu Beginn des Faches sehr mit mir gehadert habe und die Tatsache nicht mochte, öffentlich etwas zu schreiben. Es hat mich schon sehr viel Überwindung gekostet, aber jetzt erwische ich mich manchmal dabei, wie es mir sogar Spaß macht, also lieben Dank für deinen Comment. Falls es noch irgendwas gibt, was ich einarbeiten kann, was dich interessiert oder wo du noch Verbesserungsmöglichkeiten siehst, dann lasse es mich doch wissen.

        Allerliebst,
        Susanne

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  2. […] hat, die Übergänge fließend sind. Zum weiteren Erklärung möchte ich euch daher den Beitrag Kommunikations- Ähhh Definitionsdschungel von Susanne empfehlen. Er hat mir geholfen, mein Verständnis von digitaler und computervermittelter […]

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  3. […] Offensichtlichster Grund: DaWanda ist ein ONLINE-Marktplatz. Ähnlich wie bei Ebay, findet man DaWanda nicht offline in einem Laden, sondern kann die Produkte der einzelnen Verkäufer nur mittels digitaler Hilfsmittel (Computer) und -Kommunikation erwerben. […]

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  4. […] digitaler und computervermittelte Kommunikation machen. Hier verweise ich auf Victoria und Susanne aus meiner Lerncommunity […]

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  5. […] möchte ich noch auf einen Blogeintrag einer Mitstudentin von mir verweisen. In dem Blogpost “Kommunikations- und Definitionsdschungel” erläutert die liebe Susanne Schwarz noch einmal sehr schön und ausführlich den Begriff […]

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  6. […] seinen verschiedenen Definitionsansätzen gewidmet. Weiterhin habe ich die Unterschiede zwischen digitaler Kommunikation, computervermittelter Kommunikation und Online-Kommunikation herausgearbeitet.  In meinem Post Unternehmenskommunikation zeigte ich die Aufteilung in externe […]

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  7. […] in diesem Blog fallen werden. Weitaus umfangreichere Darstellungen könnt ihr in meiner Community hier, hier, hier und hier […]

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